Wegen der klimatischen Besonderheit des Urstromtals finden wir hier die westliche Verbreitungsgrenze einiger sonst in Deutschland nicht heimischen Vogelarten. Kostbarkeiten wie der Schlagschwirl, die Beutelmeise, der Rothalstaucher, und der Wiedehopf haben sich bis in unsere Tage hier einen Brutplatz erhalten. Zur entsprechenden Jahreszeit ist das Trompeten des Kranichs zu hören und vorsichtigen Beobachtern gelingt der Sichtkontakt zu den majestätischen Tieren.
Als Durchzugsgebiet für nordische Arten angenommen, finden wir auch im angrenzenden Areal beachtliche Schwärme von Kranichen, Singschwänen und Wildgänsen auf den Rastplätzen, sowie einige andere Wintergäste. Fischadler und der mit zweieinhalb Meter weiten Schwingen schwebende Seeadler jagen in dem wasserreichen Gebiet nach Beute. Zum Wandern, Radfahren, Reiten und für Kremserfahrten lädt eine reizvolle Strecke am Moospfuhl und am Buckowsee entlang in die Schorfheide zu den Nachbarorten unserer (früher) Amtsgemeinden ein.
Wir wissen seit längerem, dass die Entstehung der Ansiedlung aus der sich später Lichterfelde entwickelte, wesentlich älter als
Lichterfelde ist ein deutsches Dorf,das in der frühen Kolonisationszeit entstanden ist und wahrscheinlich von Kolonen aus den Niederlanden (Flamland) angelegt wurde. Die geschichtliche Überlieferung beginnt für Lichterfelde mit dem Jahre 1277 in einer Choriner Schenkungsurkunde, die dem Kloster das Dorf Britz mit seinem ganzen Areal zuspricht. Lichterfelde, ein Kreuzangerdorf mit Gut, war in der jüngeren Vergangenheit von Bauern, Gutsarbeitern und Tagelöhnern besiedelt, die zu den üblichen Hof- und Ackerdiensten verpflichtet wurden.
Die erste konsequente Aufsiedlung des Barnims fand in den 1230er Jahren satt. Nach 1691 fanden sich reformierte Ackerbauern und Handwerker aus Mittel-, Süddeutschland und der Schweiz ein. Kleine Gewerbe, wie Müller, Bäcker, Fleischer, Fischer, Gärtner, Sattler, Schneider, Schuster, Friseure, Maler, Tischler, Maurer, Schlosser, Schmied, Fuhrleute und Geschäfte für Lebensmittel auch für Textilien lassen sich heute noch in den Familiengeschichten lange zurückverfolgen. Von ur- und frühgeschichtlicher Besiedlung in der Lichterfelder
Vergangenheit berichten Belege im Eberswalder Heimatmuseum. Schriften verweisen auf das „Heilige Land“ mit dem „Wunderberg“, dessen Flächen für prähistorische Funde bekannt sind. Ursprünglich erlaubte dasKlima im Ort auch den Weinanbau. Die Weinkeller sind heute noch erhalten. Auf Ihnen steht das Haus in der Oderberger Straße 5. Ein strenger Winter im Jahre 1740 vernichtete die Weinstöcke. Von der Bedeutung Lichterfeldes als Durchgangsort im Mittelalter zeugt es, dass bereits 1375 nicht weniger als 4 Krüge im Dorfe waren. Zu den ältesten Gebäuden zählen Teile des Feldsteinbaus der Lichterfelder Kirche.
In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wahrscheinlich von Choriner Zisterzienser Mönchen als kleines Kirchlein erbaut, wurde es von den Gutsbesitzern zu dem Bauwerk verändert, das jetzt unter Denkmalschutz steht. Es besteht heute aus einem rechteckigen Schiff und einem eingezogenen, gerade geschlossenen Chor. Der massige, quadratische Feldsteinturm geht auf das späte Mittelalter zurück. Sein verbrettertertes Glockengeschoss ist durch ein Pyramidendach abgeschlossen, die Wetterfahne trägt die Jahreszahl 1716. Im Kircheninnern verewigten sich die von Sparr und von Gröben. Anno 1726 ist von Baron Geuder neben vielen Veränderungen auch ein kleines Orgelwerk errichtet worden.
Nach jahrzehntelangem Zerfall konnte die Kirche in mühevoller Arbeit wieder hergerichtet werden, doch die Orgel harrt noch auf ihre geplante Restaurierung. Den Dorfkern bildet ein Ensemble aus der Kirche mit den dazugehörigen Gemeindehäusern, dem betagten Schloß
der Gaststätte „Zur Linde“ und dem Eckhaus in dem sich die Volksbank befand. Auf dem Schornstein der ehemaligen Gutsbrennerei bezieht alljährlich in luftiger Höhe der Weißstorch seinen inzwischen massiven Horst. Nach dem Wunsch der Einwohner sollte der Komplex in seiner ursprünglichen Form hergerichtet werden, wie es mit dem Ordnungsamt und der Kirche gelungen ist.
Am Beginn des 20. Jahrhunderts fanden mit zunehmender Industrialisierung viele Einwohner im Finowtal ihre Arbeit in der näheren Umgebung von Lichterfelde, so dass der Ort heute aus seinen Teilen Blütenberg, Buckow, Karlshöhe, Margaretenhof und dem Ausbau Feld-Torge bestehend, einen begehrten Wohnstandort im Urstromtal Eberswalde darstellt.
Obwohl in der Umgebung von Lichterfelde fast alle Betriebe nach der Wiedervereinigung Deutschlands schließen mussten, hat sich auch das jedoch nicht geändert.
Mit dem ökologischen Landbau und einer extensiven Weidewirtschaft versuchen nach 1990 Landwirtschaftsbetriebe ein festes Standbein in der Marktwirtschaft zu erlangen. Eine Bildungseinrichtung betreibt in Buckow die Betreuung und Berufsausbildung von zu fördernden Jugendlichen.
Im Ortsteil Blütenberg befindet sich das evangelische Sozial- und Fürsorgeheim Lobethal mit einer Kapazität von 73 Pflegeplätzen.
Von einem mit der Stadt Eberswalde verbundenen Gewerbepark erhoffen sich die Bürger weitere Arbeitsplätze. Nicht unerheblich wird die Lichterfelder Entwicklung in der Zukunft von der Bereitstellung von Unterkünften für den Durchreisenden und Erholungssuchenden der Schorfheide bestimmt sein. Die drei großen Wasserflächen Werbellinsee,
und Parsteinsee
sind anziehende Ausflugsziele in der näheren Umgebung. Im Tal befindet sich die älteste in Betrieb befindliche künstliche Wasserstraße Deutschlands, der Finowkanal. Auch der Oder-Havel-Kanal als technisches Denkmal deutscher Ingenieurbaukunst hat seine eigenen Reize. Auf ihm sind Transportschiffe „Ausflugsdampfer“ und Sportboote zu beobachten. Weitere nahe gelegene Anziehungspunkte sind das Kloster Chorin mit seinen alljährlichen Konzerten, das monumentale alte Schiffshebewerk und das älteste deutsche Naturschutzgebiet mit dem Namen Plagefenn.
In den Anfängen der Entstehung wurde der markgräfliche Besitz in Lichterfelde zu einem Wirtschaftshof ausgebaut, der den Landesherrn bei ihren Jagdreisen nach der Werbellinheide auch gelegentlich als Aufenthaltsort diente. Der erwähnte 8 Hufen umfassende landesherrliche Hof war 1334 im Besitze der gestrengen Männer Michaelis und Heinrich von Then (Ritter von Cheyn, Cheine ). Da sie ohne Hinterlassung erbfähiger Nachkommen starben, wurde das Gut lehnsweise dem Ritter Gebolf von Mersinghoven (Myseinkowe) überlassen. Wie lange der Ritterhof im Besitze der Familie Mersinghoven war, ist unbekannt. Er scheint an die Familie von Plötze ( v. Plotzen) gekommen zu sein, denn diese befand sich im Besitze des Gerichts in Lichterfelde. Er veräußerte das Gut 1365 an Tyle Sparr. Das Landbuch von 1375 nennt die Familie VON SPARR noch einmal als Besitzerin (1420 Ritter Ludwig von Sparr, 1441 seine Söhne Claus und Heinrich Sparr). Auch in einem Gerichtsstreit 1507 werden die Sparren als Besitzer von Lichterfelde 3) erwähnt. Im Ort wurden zu dieser Zeit 3 Krüge gezählt.
- )Bis 1614 blieb Lichterfelde im Besitze der Sparrs. Arndt von Sparr, in seinen Vermögensverhältnissen sehr zurückgekommen, trat 1614 das Gut für 33700 Tlr. an seinen Schwager Oberhauptmann zu Spandau und Besitzer von Glienicke Hans George von Ribbeck ab. Sein Sohn 3) heiratete im Jahr 1633 in Lichterfelde Anna Maria von der Gröben (* 25. Juli 1616; † 31. Dezember 1674), die einzige Tochter des Otto von der Gröben. Georg Ribbeck, dessen Frau Anna 3) von Sparr war gab die Herrschaft in Lichterfelde aber schon nach wenigen Monaten (1617 bzw. 1620) an Otto von der 3) Groeben (1581-1656) ab – und zwar „das ganze zu 37000 Tlr.“ In Folge erbte 3) sein Sohn und der Enkel Groebens. Weil der ohne männliche Erben starb, wurde das Gut zunächst von Arrendatoren verwaltet und seit 1720 von Joachim Wetzel, seit 1729 von Amtmann Johann Boettcher. Groebens 3) Tochter Sophia 3) brachte nun das Gut ihrem Gemahl zu, dem Geheimrat Hofmarschall und Kanzler Johann Georg Reichsfreiherr Geuder von Rabensteiner der von 1733 ab Gut Lichterfelde in eigene Bewirtschaftung übernahm, nachdem er es für 50000 Taler angenommen hatte.
Die Einrichtung der Administratoren behielt er jedoch bei und so treffen wir denn seit 1740 den Amtmann Joh. Kienitz und seit 1753 den Amtmann Joh. Christ. Strikker. Nach dem Tode ihres Gemahls konnte Frau von Geuder das Gut nicht mehr halten und verkaufte es daher 1760 an den Bankier David von Splitgerber 2) jun. (sein Vater war der mächtigste Bankier und Industrielle Preußens) für 87000 Rtlr. und 275 Rtlr. Schlüsselgeld wozu noch die Bezahlung der Möbel kam, so daß die ganze Kaufsumme 93000 Tlr. betrug. Damit ging das Gut nach fast 400 Jahren aus den Familienverbandlungen zwischen den von Sparr, Ribbeck, Groeben, Geuder heraus.
Am 2. Juli hielt der „Jägermeister des Prinzen Ferdinand von Preußen“ mit seinem Gefolge und ganzen Bagage seinen Einzug. Er zog sich ganz nach Lichterfelde zurück, nachdem er 1795 seinen Anteil an dem Bankhause der Gebrüder Schickler in Berlin entsagt hatte. Splitgerber war ein passionierter Jäger.
Er begann Lichterfelde auszubauen, wollte insbesondere die alte Orangerie gegenüber dem Schloss zu einem zweiten Park von Sanssouci herrichten. Es war ihm jedoch nicht vergönnt, diesen Plan durchzuführen, da ihm plötzlich die Mittel ausgingen. Die „Reste des Planes“ Sandsteintische und Figuren, waren noch am Ufer des Buckowsees zu sehen, wohin sie der folgende Besitzer, Amtmann Johann Gottlieb Liezmann, bringen ließ. Dieser hatte Lichterfelde am 24. Juni 1817 käuflich übernommen. Aber auch ihm war es nicht möglich das Gut zu halten, so dass das Kammergericht einen Sequester in der Person des Amtmanns Simon bestellte. Im Verkaufstermin erwarb es für 113000 Tlr. der Oberamtmann zu Gramzow KARBE, dem es am 10.5.1839 übergeben wurde und in dessen Familie es bis 1893 verblieb. Dann übernahm das Rittergut J. Lenz, der es -1912 an Elard von Oldenburg – Januschau käuflich ab trat.
Mit freundlicher Genehmigung der Märkischen Oderzeitung
Fotos anderer Webseiten aus unserem Ort # >
Weitere Artikel über Lichterfelde im Webangebot der MOZ
Quellen:
-„Um Eberswalde, Chorin und den Werbellin-See“, Akademie-Verlag Berlin, 1981
-Festschrift „700 Jahre Lichterfelde“, 1977, Autorenkollektiv
-Geschichte der Stadt und Insel Potsdam. Der Ober-Barnimsche Kreis
-Statistisch-topographische Städte-Beschreibung der Mark …, Band 1, Ausgabe 1, von Friedrich Ludwig Joseph Fischbach
-„Das Finowtal in Sage und Geschichte, Sitte und Brauch“ , ca.1924, Buch für den Lichterfelder Beitrag einsehbar
Rudolf Schmidt
STECKBRIEF
Veröffentlicht am 1. Mai 2018
In einigen Oberbarnimer Kreiskalender sind über Lichterfelde Artikel zu finden
-Oberbamer Kreiskalender 14.1925: Nachbar-Reime aus Lichterfelde und Klobbicke 117
https://opus4.kobv.de/opus4-slbp/frontdoor/index/index/searchtype/series/id/207/start/14/rows/10/yearfq/2015/docId/8408
-Oberbarnimer Kreiskalender 23.1934: Lichterfelde bei Eberswalde. Neues und Altes aus seiner Vergangenheit (illustriert). Von Rudolf Schmidt 113
https://opus4.kobv.de/opus4-slbp/frontdoor/index/index/searchtype/series/id/207/start/6/rows/10/yearfq/2015/docId/8416
-Oberbarnimer Kreiskalender 28.1939: Dienst an der Jugend (Schulhäuser in Finow, Herzhorn und Lichterfelde) (illustriert). Von Gerd Steffen 47
https://opus4.kobv.de/opus4-slbp/frontdoor/index/index/searchtype/series/id/207/start/1/rows/10/yearfq/2015/docId/9030
-Oberbarnimer Kreiskalender 17.1928: Unser Finowkanal. Von Rudolf Schmidt (illustriert) 132
https://opus4.kobv.de/opus4-slbp/frontdoor/index/index/searchtype/series/id/207/start/11/rows/10/yearfq/2015/docId/8411
-Oberbarnimer Kreiskalender 22.1933: Wunderberge im Oberbarnim (illustriert). Von Rudolf Schmidt 62
-Oberbarnimer Kreiskalender 14.1925 : Schloß-Wanderungen im Oberbarnimer Land. Von Rudolf Schmidt (illustriert) 18
-Oberbarnimer Kreiskalender 14.1925 : Aus der Postgeschichte der Stadt Eberswalde. Vom Geh. Postbaurat P. Wohlbrück (illustriert) 81
-Oberbarnimer Kreiskalender 1942:
Mühlenwanderungen durch den Oberbarnim. Von Rudolf Schmidt (illustriert) 105
-Oberbarnimer Kreiskalender 29.1940: Pastor Starke schreibt für seine Dorfchronik Lichterfelde (illustriert). Von Rudolf Schmidt 78
https://opus4.kobv.de/opus4-slbp/frontdoor/index/index/searchtype/series/id/207/start/0/rows/10/yearfq/2015/docId/9031
-Oberbarnimer Kreiskalender 14.1925 : Das Liesenkrüz. Allerlei Sagen aus dem Nonnenfließtal (bei Spechthausen). Von Rudolf Schmidt (illustriert) 50
-Oberbarnimer Kreiskalender 14.1925 : Als ich im Kirchenbuch blätterte. Von Rudolf Schmidt 129
-Oberbarnimer Kreiskalender 1931: Anna Karbe, eine Dichterin aus dem Oberbarnim. Von H. Kornrumpf (illustriert) 48
https://opus4.kobv.de/opus4-slbp/frontdoor/index/index/searchtype/series/id/207/start/8/rows/10/yearfq/2015/docId/8414
-Oberbarnimer Kreiskalender 1938: Von der Reichsautobahn Berlin-Stettin (illustriert) 110
https://opus4.kobv.de/opus4-slbp/frontdoor/index/index/searchtype/series/id/207/start/4/rows/10/yearfq/2015/docId/8418
-Oberbarnimer Kreiskalender 1938: Aus der Sagenwelt des Oberbarnim (illustriert). Von Rudolf Schmidt 95-101
-Oberbarnimer Kreiskalender 1928: Rundblick vom Messingwerker Hindenburgturm. Von Emil Böhm (illustriert) 166
https://opus4.kobv.de/opus4-slbp/frontdoor/index/index/searchtype/series/id/207/start/11/rows/10/yearfq/2015/docId/8411
-Oberbarnimer Kreiskalender 1935: Das Schiffshebewerk Niederfinow (illustriert). Von Rudolf Schmidt 35
https://opus4.kobv.de/opus4-slbp/frontdoor/index/index/searchtype/series/id/207/start/3/rows/10/yearfq/2015/docId/9028
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1)"Weit umhergetrieben, blieb Otto Christoph von Sparr seiner brandenburgischen Heimat doch stets eng verbunden. In seinen späteren Lebensjahren hatte er sich bemüht, im nach der Familie benannten „Sparrenländchen“ auf dem Barnim Besitzungen wie Trampe, Prenden, Lanke, Heckelberg und Beerbaum zurückzuerwerben. Für den Stammsitz Lichterfelde gelang ihm dies nicht. Heute ( bis 2009) steht das in der DDR-Zeit als Schule dienende, in den 70er Jahren durch Umbauten entstellte Herrenhaus leer und wartet auf Rettung und neue Nutzung." Erhart Hohenstein
2) "In der Literatur wird teilweise die Auffassung vertreten, dass es sich bei David von Splitgerber jun. um einen unehelichen Sohn von König Friedrich dem Großen gehandelt hat." (Prinz Ferdinand von Preußen, wikipedia)
"Der Philosoph und Schriftsteller Johannes Barnick versammelt in seinem 2001 postum erschienenen Buch Ein schweigsamer Ahn minutiös sämtliche Indizien, die den Verdacht aufwerfen, dass David von Splitgerber kein leiblicher Sohn des königlichen Hausbankiers David Splitgerber senior sein könne, sondern vielmehr ein uneheliches Kind Friedrichs des Großen sein müsse." (wikiwand) Geschenkdolch des Jägermeisters David von Splitgerber
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